Die Nazis äußerten sich schon früh nach der Machtergreifung
missmutig über die ablehnende Haltung weiter katholischer Kreise. Der
Historiker Dieter Albrecht schreibt im Vorwort zu Helmut Witetscheks Buch „Die
kirchliche Lage in Bayern 1933-43, I, Oberbayern“, dass die darin
veröffentlichten Berichte von Regierungspräsidenten und Polizei die „fortdauernde Existenz einer religiös
fundierten Volksopposition“ belegen.
Bereits am 23. August 1933 ergeht ein Schreiben der
NSDAP-Gauleitung Berlins an Adolf Hitler, in dem Folgendes berichtet wird:
„Einen geschlossenen
Block deutscher Volksgenossen, die innerlich unserer Bewegung noch ablehnend
gegenüberstehen, bildet der größte Teil der früheren Zentrumskatholiken. Deren
Führer, die Geistlichen, sind, abgesehen von einer kleinen Minderheit, uns
immer noch feindlich gesinnt…Diese gewollte Passivität ist die Ursache, dass
heute noch ein sehr großer Teil der katholischen Bevölkerung in der
nationalsozialistischen Bewegung den Feind der katholischen Kirche sieht.“
Es wird weiter beklagt, dass diesbezüglich von Seiten der Kirche eine „erlösende Tat“ fehle und diese von der
höheren Geistlichkeit nicht zu erwarten sei.
Hitler selbst äußerte sich am 16. November 1936 gegenüber
dem Führer der niederländischen Nationalsozialisten, Anton Mussert, der ihn um
Hilfe gegen das Auftreten der niederländischen Bischöfe gegen seine Bewegung
bat, dass er zwar nie den Kampf gesucht habe, die Kirche aber immer
Widerstand geleistet habe. Überall in Europa bekämpfe sie die nationalen
Bewegungen.
Auch die „Lageberichte“, die an höhere Regierungsautoritäten
und Parteifunktionäre gerichtet waren und vom Reichsführer SS, Heinrich
Himmler, ausgingen, wissen vom katholischen Widerstand zu berichten. Da heißt
es: „So kommt es auf jedem Gebiete, wo
der Nationalsozialismus mit dem Rassengedanken ernst macht, zu Angriffen von
katholischer Seite.“ Auch wird der katholischen Kirche „Kampf gegen das Sterilisierungsgesetz“
und „Eintreten für das Judentum“
vorgeworfen. Schließlich heißt es, dass die Geistlichen, die sich voll und ganz
zum Nationalsozialismus bekannten, „äußerst
gering an Zahl“ seien und von ihren Mitbrüdern und vorgesetzten
kirchlichen Behörden verfolgt würden. (Lagebericht Mai/Juni 1934)
Im Jahreslagebericht 1938 beklagt man, dass neben Kardinal
Faulhaber und den Bischöfen Gröber und von Galen, die bereits als „gehässige
Feinde des Nationalsozialismus“ bekannt seien, sich Weihbischof Sträter von
Aachen „durch eine besonders hetzerische Darstellung des Kirchenkampfs“ hervorgetan
habe und sich nicht scheute, „den Nationalsozialismus als satanische Macht zu
bezeichnen.“
Auch an den heiligen Stuhl wendet sich die NS-Regierung mit
ihren Klagen, der Reichskanzler habe dem deutschen Episkopat die Hand
entgegengestreckt, manche kirchliche Würdenträger ließen aber eine
unberechtigte kritische Einstellung erkennen und viele jüngere Geistliche,
besonders in Süddeutschland, machten aus ihrer Abneigung gegen das neue Reich
kein Hehl.
Allein die Tatsache, dass eine sehr große Zahl der deutschen
Katholiken gegen den Nationalsozialismus eingestellt war, legt nahe, dass der
Klerus hier rege Aufklärungsarbeit geleistet hat. Dies soll durch weitere
Artikel auf diesem Blog untermauert werden, die zeigen, was oft die Konsequenz
solcher Aufklärung war: Haft unter schlechtesten Bedingungen, KZ oder
Todesstrafe.
(Quelle: B.J.J. Visser, M.S.C. (Herz-Jesu-Missionare):
Gewalt Gegen Gewissen, Verlag Johann Wilhelm Naumann, Würzburg, 1974, S.
143-150)