Sonntag, 8. Februar 2015

Das Vorgehen der Nazis gegen katholische Priester (Teil 1 von X)

Nach und nach sollen auf diesem Blog die katholischen Priester gewürdigt werden, die unter den Nazis verfolgt und zum Teil ermordet wurden. Ich habe in der Überschrift „Teil 1 von X“ gewählt, da dieses Thema sicher länger behandelt werden sollte. Deswegen ist dies nur ein kurzer Abriss, der in anderen Artikeln vertieft wird, besonders das Thema „KZ Dachau“.

Für die Erzdiözese München war nach dem zweiten Weltkrieg folgende Statistik der Maßregeln gegen Priester zu verzeichnen, die laut Msgr. Neuhäusler, der sie in seinem Buch „Kreuz und Hakenkreuz“ dokumentiert hat, nicht als abschließend zu betrachten sind. Zudem darf man nicht vergessen, dass in derselben Diözese das Konzentrationslager Dachau mit seinem berüchtigten Priesterblock lag, in dem in 12 Jahren 2.579 katholische Priester gefangen waren. Von den inhaftierten Religionsdienern (in der großen Mehrheit katholische Priester, daneben 141 Andersgläubige) starben 1.034.

Statistik der Maßregeln gegen Priester der Erzdiözese München:


Verwarnungen
24
Geldstrafen
4
Schulverbot
85
Ausweisung
2
Zwangsversetzungen
4
Schutzhaft
10
Untersuchungshaft
22
Konzentrationslager
9
Gerichtsverurteilungen
12
Hinrichtung
2
Gewaltsame Tötung
1


Aus der Statistik der Gesellschaft vom Göttlichem Wort (SVD, Steyler Missionare):

In Konzentrationslagern starben 25 Priester und Theologen und 1 Bruder. Davon einer erschossen, einer erhängt, 2 vergast und 2 totgetreten.

Von den 368 Priestern und 330 Laienbrüdern der deutschen Pallottinerprovinz wurden 2 Priester enthauptet, 2 Priester in Dachau ermordet, 2 weitere Priester in Dachau inhaftiert und 50–60 Mitglieder verhaftet und bis zu 2 Jahre gefangen gehalten. Regierungsrat Roth, Leiter der kirchlichen Abteilung der Gestapo Berlin, stellte den Pallottinern unfreiwillig folgendes schöne Zeugnis aus: „Wir haben in ganz Deutschland die Erfahrung gemacht, dass die Menschen, die dem Geist der Pallottinerpatres erlegen sind, unfähig wurden für die nationalsozialistische Weltanschauung.“

(Quelle: Neuhäusler, Johann: Kreuz und Hakenkreuz, Verlag Katholische Kirche Bayerns, München, 1946, S. 333,335; Wikipedia: Pfarrerblock)

Sonntag, 1. Februar 2015

Schließung und Schändung von Kirchen im dritten Reich


Nicht nur Kreuze, auch katholische Kirchen wurden im Dritten Reich geschändet.  Bereits hier wurde auf die Schließung und den Missbrauch von Kirchen im Warthegau hingewiesen, Ähnliches spielte sich aber auch im katholischen Oberbayern und Tirol ab.

In der Erzdiözese München-Freising wurden folgende Kirchen und Kapellen geschändet:

Altöttinger Kapelle in München

Kapelle in Eberspoint

Klosterkirche Fürstenfeldbruck [ehemalige Zisterzienserabtei]

Heilig-Kreuz-Kirche in München-Giesing

St.-Vinzenz-Kirche in München

Pfarrkirche in Weyarn.

Obwohl der Erzbischof und der Papst protestierten, wurde die Kirche im Schloss Nymphenburg in München mit ihren zahlreichen Gräbern von Ordensfrauen in einen Bibliotheksaal für das Jagdmuseum verwandelt.

In Tegernsee wurden für die Reichstagswahl 1936 sowohl in der Kirche als auch an der Außenwand, dem Pfarrhaus und dem Zaun des Pfarrgartens Wahlplakate (natürlich nur NSDAP) aufgehängt. Der Pfarrer, seine Schwester und der Mesner wurden für kurze Zeit verhaftet, weil sie die Wahlplakate am ersten Tag entfernt hatten. Bei einem ähnlichen Fall wurde der Benefiziat von Wolfratshausen samt seiner Schwester verhaftet, da sie die Wahlplakate abgerissen hatten, die außen am 1. Stock seines Hauses angebracht waren. 



Alle Appelle des Erzbischöflichen Ordinariats in München, das sich bereits im August 1935 wegen Schädigung von Kirchengebäuden an das Reichsjustizministerium gewandt hatte, waren vergebens.

Stift Wilten, Innsbruck (Quelle: N p holmes)
In Innsbruck hatte Gauleiter Franz Hofer, der bereits vorher Kirchen geschlossen hatte, während den Fliegerangriffen 1943 nichts Besseres zu tun, als zu versuchen, sich auf perfide Weise zweier Kirchen zu entledigen. Dazu wurde die Sauerstoff-Sprenggesellschaft m.b.H. Berlin-München beauftragt, die nach Kriegsende am 2. Juli 1945 von Hofers Vorhaben an das Erzbischöfliche Ordinariat München berichtete:

Das Servitenkloster in Innsbruck wurde während den Fliegerangriffen im Dezember 1943 beschädigt. Um das Kloster weiterhin nutzen zu können, mussten einige Gebäudeteile, die an die unbeschädigte Servitenkirche angrenzten, beseitigt werden. Baurat Hauser gab dem Unternehmen den unerwarteten Auftrag, die Kirche „versehentlich“ anzusprengen, damit sie völlig beseitigt werden konnte. Anscheinend wünschte Gauleiter Hofer vor dem Gauhaus einen Aufmarschplatz, dem die Kirche im Weg stand. Alles sollte natürlich höchst geheim geschehen. Allerdings lehnte der technische Außenstellenleiter, Bauingenieur Hildl, die Verantwortung ab, da nach Dienstanweisung der Betriebsführer die Verantwortung trug, dem der Auftrag vorgelegt werden musste.

Nach einem weiteren Angriff auf die Stadt sollte die prachtvolle Prämonstratenser-Stiftskirche Wilten (der Stift war während er Kriegsjahre von den Nazis aufgehoben worden) beseitigt werden. Die Kirche sollte angebohrt und gesprengt werden. Nach den erforderlichen Bohrungen durch den Sprengmeister lehnte jedoch der Bauingenieur Hildl erneut die persönliche Verantwortung ab und verlangte, dass die Genehmigung vom Betriebsführer eingeholt würde. Die Stadt Innsbruck verlangte in einem Telegramm an die Zentrale in Berlin die Sprengung. Diese schrieb zurück, dass dies erst mit einem schriftlichen Auftrag durch die Stadt bzw. den Gauleiter erfolgen könnte. Der Auftrag wurde nicht erteilt. Laut dem Unternehmen sollte der Gauleiter aktenkundig nicht mit der Sprengung in Verbindung gebracht werden. Es sollte wieder ein „Versehen“ sein, wobei dem Unternehmen Deckung durch den Gauleiter vor Angriffen zugesagt wurde.

(Quelle: Neuhäusler, Johann: Kreuz und Hakenkreuz, Verlag Katholische Kirche Bayerns, München, 1946, S. 295—297)