Wie viele Kirchenfeinde haben auch die Nazis nicht davor zurückgeschreckt, die Liturgie und religiöse Feiern zu stören. Nachfolgend einige Beispiele:
Die Bahnhofsmesse im Bürgersaal in München wurde von Personen gestört, die das NS-Parteiabzeichen trugen und mit Brandstiftung und Bomben drohten. Auch in der Pfarrkirche St. Ursula in München kam es zu einem ähnlichen Vorfall. Die HJ versuchte im Jahr 1935 wiederholt die Pfarrjugendstunden in Münchner Kirchen zu stören, so in St. Gabriel, St. Pius und St. Ursula.
Im Münster zu Freiburg fand am am 11. Juni 1941 eine Andacht der katholischen Jugend statt, bei der etwa 5.000 Gläubige anwesend waren. Auch Erzbischof Gröber nahm an der Veranstaltung teil. Ein HJ-Führer zündete einen Kanonschlag, durch dessen Explosion eine Panik unter den Anwesenden entstand und die Leute zum Ausgang drängten. Nur durch das Zureden des Erzbischofs beruhigte sich die Lage wieder.
Bei der Fronleichnamsprozession 1939 in München rief ein Mann von dem Balkon eines Gasthauses dem Kardinalerzbischof, der das Allerheiligste trug, laut zu: „Landesverräter“. Als dann der Verantwortliche von einem energischen Katholiken gestellt wurde, waren zwar gleich zwei Gestapo-Männer zur Stelle, sie taten aber weiter nichts, als sich freundschaftlich mit dem „Schreier“ und seinem Begleiter zu unterhalten. Eine schriftliche Beschwerde sowie wiederholtes Nachfragen seitens der Erzdiözese bei der Gestapo blieb unbeantwortet.
(Quelle: Neuhäusler, Johann: Kreuz und Hakenkreuz, Verlag
Katholische Kirche Bayerns, München, 1946, S. 304–306)